Der letzte Hilfe Kurs - meine Erfahrungen und Learnings

Vielleicht habt ihr  in den Medien bereits von dem „letzten Hilfe Kurs“ gehört. Es ist sozusagen die kleine Schwester des „erste Hilfe Kurses“, bei dem es nicht um lebensrettende Maßnahmen in einem Notfall geht, sondern was ich als pflegende oder an- und zugehörige Person tun kann, wenn eine nahestehende Person im Sterben liegt. Solche Situationen gehen oft mit sehr viel Über- und Herausforderungen einher, umso besser, dass es hier ein niederschwelliges kostenloses Angebot gibt, um sich mit dieser Thematik „Sterben, Trauer und Tod“ zu befassen.

Ich durfte im Januar 2024 selbst einen Kurs besuchen und möchte gerne meine Erfahrungen (die nicht repräsentativ (!) sind) und Learnings draus vorstellen.

Die Kuszusammensetzung war weiblich, erfahren und sozial!

Unsere Teilnehmergruppe mit 16 Personen bestand aus 16 Frauen, die alle außer mir zwischen 50 – 75 waren und mehrheitlich in sozialen oder pflegerischen Berufen tätig waren oder sind.
Was kann man daraus schlussfolgern: vieles und gar nichts, denn ich habe keine Ahnung, wie die Kurszusammensetzung in anderen Kursen ist. Trotzdem wage ich die These, dass das kein Einzelfall war: sich aktiv mit der (eigenen) Endlichkeit zu beschäftigen, löst bei vielen Menschen Beklemmungen, Unwohlsein oder Ängste aus. Alle Frauen, die teilnahmen, hatten sich bereits mit dieser Thematik beschäftigt (beruflich oder privat) und konnten diesen aktiven Schritt tun und sich für solch einen Kurs anmelden.
Für mich stellt sich die Frage, wie sich diese erste Hürde senken lässt, so dass mehr Menschen sich trauen, teilzunehmen.
INFOTAINEMENT?

Sicher werden durch Informationen

Ich persönlich glaube, dass es nichts Beklemmenderes gibt, als in einer schwierigen (Not-) Situation nicht zu wissen, wie man helfen kann.
Unsere Kursleiterinnen haben in sehr abwechslungsreichen und kurzweiligen Einheiten, ihr Wissen weitergegeben. Sie haben uns kompetent darin gemacht, mit welchen Symptomen (psychisch, sozial und körperlich)   am Lebensende zu rechnen sind und welche Handlungsmöglichkeiten man als Pflegender, Freund:in oder Begleitender hat.
Zudem gab es viele konkrete Tipps, welche Unterstützungsmaßnahmen den Sterbenden und Angehörigen zur Verfügung stehen, um Hilfe oder gar selbst Begleitung zu erhalten. In den letzten Jahern ist hier sehr viel (auch durch das Ehrenamt) passiert.
Eine wichtige Erkenntnis war, dass „da sein“ schon einen Großteil ausmacht. Klingt eigentlich einfach, doch, wenn Unsicherheiten oder gar Ängste vorhanden sind, traut man sich häufig nicht, Sterbende zu besuchen.
Denn durch den Sterbenden wird man mit seiner eigenen Endlichkeit konfrontiert. Davor haben viele Menschen Respekt, was ich durchaus verstehen kann! Dieser Gedanke, was wäre, wenn ich an seiner/ihrer Stelle wäre, wabert einigen von uns im Kopf herum.
Ich bin der Meinung mit einer guten Aufklärung, Informationen oder Begleitung kann es jeder schaffen, sich mit dem Teil des Lebens zu beschäftigen, der uns irgendwann alle betrifft.

Über den Austausch in ein fruchtbares Gespräch kommen

Erst durch das Gespräch in  unserer Gruppe kristalisierte sich heraus, dass es sich lohnt über die Themen Sterben, Tod und Trauer auszutauschen. Manche Inhalte waren eindeutig,  doch andere Fragestellungen zeigten, dass es oft kein richtig oder falsch, schwarz oder weiß gibt, sondern das unterschiedliche Perspektiven den eigenen Blick weiten können.

So diskutierten wir u.a. folgende Fragen

  • Wer soll für mich entscheiden, wenn ich das selbst nicht mehr kann.
  • Kann ich mir vorstellen in ein Hospiz zu gehen, wenn die Pflege und Betreuung Zuhause nicht mehr gewährleistet werden kann?
  • Möchte ich  verbrannt werden oder soll mein Körper erdbestattet werden?
  • An welchem Ort möchte ich beerdigt sein?
  • Was kann ich in einer Patientenverfügung regeln und wer könnte mir dabei helfen?
  • Warum ist es sinnvoll und wichtig, bei seinen Entscheidungen die An- bzw. Zugehörigen mit ins Boot zu holen?
  • Wie möchte ich sterben?

Begrifflichkeiten - Licht ins Dunkeln bringen

Es gibt einige Begrifflichkeiten und Abkürzungen, die am Lebensende eine Rolle spielen können, wie beispielsweise AAPV, Hospiz, ambulante SAPV, Palliativ – ich möchte zum Abschluss meiner Ausführungen diese Begriffe genauer erklären, um ein wenig Licht in diesenAbkürzungs-Dschungel zu bringen:

AAPV:  Allgemeine ambulante PalliativVersorgung: Im Rahmen der AAPV kümmern sich niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie ambulante Pflegedienste mit einer Palliativen Basisqualifikation, um schwerstkranke und sterbende Menschen.

SAPV: Die Spezialisierte ambulante PalliativVersorgung ist für solche Patienten gedacht, die durch die Pflege(Dienste), Haus- und Fachärzte nicht angemessen zuhause oder im Pflegeheim oder auch im Hospiz versorgt werden können, weil ihre Symptomlast so schwer und/oder schwierig zu behandeln ist.
Sie ist also eine Ergänzung zur allgemeinen ambulanten Palliativversorgung für Patienten, wenn eine besonders aufwendige Behandlung und Betreuung notwendig wird. In einem SAPV-Team arbeiten Palliativmediziner, Palliative-Care-Pflegekräfte, teils auch Seelsorger, Sozialarbeiter, Apotheker und andere Berufsgruppen „unter einem Dach“ für den ambulanten Bereich zusammen. Ziel ist es, nicht nur Schmerzen, sondern alle belastenden Symptome soweit zu lindern, dass die Patienten im häuslichen Bereich bleiben können. 

Die Leistungen der SAPV müssen Vertragsärzte oder Krankenhausärzte verordnen und die Krankenkasse muss es genehmigen. Sie beinhaltet spezialisierte palliativärztliche und -pflegerische Beratung und/oder Versorgung sowie die Koordination aller Beteiligter für die notwendigen Versorgungsleistungen. 

Stationäre Hospize: Stationäre Hospize sind selbständige Einrichtungen mit einem eigenständigen Versorgungsauftrag, die für Patienten mit unheilbaren Erkrankungen in der letzten Lebensphase palliativmedizinische und palliativpflegerische Versorgung sowie psychosoziale und spirituelle Begleitung anbieten.